Der Gelbe Ball

aufgefangen von:
Hans Leitner

Datum: Mai 2012

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Folge 1:

Den Anfang der Serie macht Hans Leitner, Geschäftsführer der gemeinnützigen Beratungsgesellschaft Start.

Hans Leitner ist Diplom-Pädagoge, Erzieher und – was nicht unwichtig ist, aber nur wenigen bekannt – er besitzt eine Flachbagger-Lizenz. Aber dazu später mehr. Die Frage zu seiner Person beantwortet Hans Leitner so: „Ich bin jetzt über fünfzig. Ich habe sechs Kinder. Und ich bin zweimal Großvater.“

 

In seinem jetzigen Geschäft, also im Bereich der Jugendhilfe und der Beratung, ist Hans Leitner seit knapp 30 Jahren unterwegs. Geschäftsführer der Start Beratungsgesellschaft ist er seit 2003. In dieser Funktion hat er auch verantwortungsvolle Aufgaben im Kinderschutz übernommen: Er ist Koordinator im Bündnis Kinderschutz Mecklenburg-Vorpommern, und er ist der Leiter der Fachstelle Kinderschutz im Land Brandenburg.

 

Welcher aktuellen Entwicklung im Kinderschutz messen Sie besondere Bedeutung zu?

Kinderschutz ist eine Querschnittsaufgabe verschiedener Bereiche. Diese Erkenntnis ist nicht nur rechtlich anerkannt, sondern hat sich heute auch politisch und fachlich durchgesetzt. – Keiner kann einen Kinderschutzfall allein händeln. Wir beobachten, dass heute gerade die Bereiche Gesundheit und Jugendhilfe auf der fachlichen Ebene mehr und mehr zusammenrücken. Das ist eine außerordentlich erfreuliche Entwicklung.

 

Was bedeutet dies für die eigene Arbeit im Kinderschutz, z. B. für die Arbeit im Bündnis MV und der brandenburgischen Fachstelle?

Als Fachstelle und im Bündnis sehen wir eine unserer Aufgaben darin, Impulse zu setzen und wünschenswerte Praxis-Entwicklungen zu unterstützen. Das Thema Kooperation im Kinderschutz ist von Beginn an eines unserer Schwerpunktthemen, die wir aktiv angehen. Wir initiieren Möglichkeiten der Begegnung, Fachtage und bieten Plattformen zum Austausch. Wichtig ist, die Leute an einen Tisch zu kriegen. Wir unterstützen diese Initiativen mit fachlichem Input, z. B. mit Studien und Handlungsempfehlungen, und wir moderieren die Prozesse.

 

Was ist das Ziel? Woran erkennen Sie, dass die Kooperation im Kinderschutz erfolgreich ist?

Im Bundeskinderschutzgesetz sind Netzwerke im Kinderschutz und Frühe Hilfe verbindlich festgeschrieben. Ein Ziel muss jetzt also sein, dass es in Bälde überall, in allen Landkreisen und kreisfreien Städten, solch funktionierende Netzwerke gibt. Funktionieren heißt in diesem Kontext erstens: Die Arbeit ist regelmäßig, es gibt eine Struktur. Zweitens: In den Netzwerken findet regelmäßiger Fachaustausch statt und es werden Standards für die interdisziplinäre Zusammenarbeit entwickelt, wie z. B. Kooperationsvereinbarungen und gemeinsame Verfahren.

 

Hans Leitner, was war ein wichtiges Ereignis oder Erlebnis in Ihrem Leben?

Die Absolvierung meiner Flachbagger-Lizenz war schon etwas Entscheidendes.

 

Bitte, was?

Das heißt: Das Erlangen der Erlaubnis zum Führen einer Planierraupe. – Ich war 19 Jahre alt. Es war Winter, im Wald. Ich war damals in meiner Ausbildung zum Straßenbauer. Und da habe ich eine Planierraupe hingestellt bekommen und der Ausbilder sagte nur, er käme am Freitag wieder und dann wär Prüfung. – Damit ließ er mich allein. Ich hatte nichts außer der Planierraupe, den Auftrag und den Termin zur Prüfung am Freitag. So bin ich eine Woche lang Planierraupe gefahren. Im Winter. Allein, mit einer Raupe im Wald. – Ja, dieses Erlebnis hat mich schon nachhaltig geprägt: Selbst entdecken, machen, tun. Sich nicht zu sehr auf andere verlassen.

 

Was wünschen Sie sich für die Kinderschutzarbeit. Haben Sie eine Vision?

Eine Vision von mir ist, in der Kinderschutzarbeit in gewisser Weise finanziell und damit inhaltlich unabhängig zu agieren. Geld zur Verfügung zu haben, um innovative Projekte zu realisieren. Ich stelle mir da einen Kinderschutz-Fonds, perspektivisch eine Kinderschutz-Stiftung vor. Mit den Mitteln würde ich Initiativen und Projekte fördern, die notwendig sind.

 

Nächste Folge

Hans Leitner spielt den Gelben Ball weiter an Ina Lübke, Fachgruppenleiterin Familie, Senioren und soziale Einrichtungen in der Stadt Brandenburg a. d. H.:

Ich habe Ina Lübke Anfang der 90er Jahre kennen gelernt. Sie kam damals als Quereinsteigerin in die Jugendhilfe. Sie hat sich mit großem Engagement und Beharrlichkeit als Jugendhilfe-Fachfrau in Brandenburg etabliert– ohne dabei Karriere im Kopf zu haben. Mit ihrer Kontinuität und Verlässlichkeit hat sie maßgeblich die Struktur der Jugendhilfe der Stadt Brandenburg geprägt.

 

Hans Leitner möchte von Ina Lübke wissen:

Was war damals ihre Motivation, ihren Job als Erzieherin aufzugeben und Verantwortung im Bereich der öffentlichen Jugendhilfe zu übernehmen?


Interview:
Ina Rieck, Start gGmbH

Foto:
Dennis Sacher, articulabor

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